Stadien des Tafelglas’ (1-7)

Stadien des Tafelglas 1-7, Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
1) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
2) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
3) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
4) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
5) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
6) und 7) Museum Baruther Glashütte Michelle Klinger CC BY-NC-SA
Georg Goes CC BY-NC-SA
Georg Goes CC BY-NC-SA
Georg Goes CC BY-NC-SA

Beschreibung

Das gelb-orange Glas zeigt die verschiedenen Stadien der Tafelglasherstellung. Das Glas wird zuerst zu einer Kugel geblasen (1) und dann weiter aufgeblasen und geschwungen (2) zu einem großen Tropfen (3). Dieser wird am Boden geöffnet (4). Es entsteht ein Zylinder (5), der dann an einer Stelle längs aufgeschnitten und zu einer ebenen Fläche (6 und 7) ausgebreitet werden kann. Die manuelle Fertigung mundgeblasener Zylinder ist teil des Immateriellen Kulturerbes der manuellen Glasfertigung und lässt sich als eine zu bewahrende Handwerkstradition mit einer europäischen und weltweiten Bedeutung einschätzen. Schon das manuelle Zylinder-Verfahren war die Voraussetzung für die Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts und ist zu Recht als Immaterielles Kulturerbe bei der deutschen Unesco-Kommission anerkannt und soll zusammen mit der manuellen Hohlglasfertigung in 2018 auch international anerkannt werden. Tafeln aus mundgeblasenen Zylindern gab es schon in der Frühen Neuzeit. Es gelingt im Laufe des 19. Jh. Zylinder von bis zu 3,20 m Länge und 0,65 m Durchmesser mundgeblasen herzustellen. Diese Tafelwalzen wurden aufgeschnitten und in Öfen zu ebenen Scheiben gestreckt. Der Wiener Glasexperte Ludwig Lobmeyr berichtet in seinem, 1874 in Stuttgart erschienenen, Buch “Glasindustrie”, dass damals Glastafeln mit 1,80 x 1,20 m und auch bis zu 2,10 x 1,30 m in den Handel kamen. Ohne diese neuen, weißen und relativ glatten, mundgeblasenen Zylindergläser wären die revolutionären Stahl/Eisenkonstruktionen wie etwa der ‚Kristallpalast‘ zur Londoner Weltausstellung im Jahre 1850 nicht möglich. Für diese riesige Eisenkonstruktion wurden 270.000 Scheiben im Maß 25 x 124 cm gefertigt. Dieses Maß war durch die Produktionstechnik der Zylinder vorgegeben und bestimmte dann auch das Standardraster der Eisenarchitektur. Um 1868 kam Tischkathedralglas auf (in England - Oberfläche gewellt, strukturiert, größere Farbauswahl). Kurz danach in England, in den 1870er Jahren verstärkt dann in Deutschland: Herstellung und Verwendung von Echt- Antik-Glas (Breitere Farbpalette, starke Struktur der Glasoberflächen, viele Blasen, Hobelstruktur). Inhalte dieses Textes verdankt das Museum Baruther Glashütte wesentlich dem Denkmal-Sachverständigen Dr. Ivo Rauch

Objektart Tafelglas
Maße 1)H: 20 cm größer bis 5)H:
Material Glas, freigeblasen
Inventarnummer 170023
Stand der Infomationen 2023-10-05 23:54:54
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Museum Baruther Glashütte CC BY-NC-SA

Dieses Objekt im Museum

Museum Baruther Glashütte

Das Museum Baruther Glashütte ist spezialisiert auf Glas- und Technikgeschichte. Es ist ein authentischer Standort der Industriekultur in der Werkssiedlung Baruther Glashütte, die seit 1716 entstanden ist. Die Museumsgebäude „Neue Hütte“ (Bj. 1861), Dampfschleiferei (Bj. 1894) und „Haus am Hüttenbahnhof“ (Bj. 1875) sind Einzeldenkmale und Teil eines Ensembles aus über 30 Gebäuden, die selbst als Exponate zu werten sind. Im Museum in der Neuen Hütte wird die über 3000jährige Geschichte des Glases und die 300jährige Betriebsgeschichte der Baruther Glashütte (bis 1815 sächsisch) erzählt. Im 1. OG findet sich eine Darstellung der physikalischen und chemischen Eigenschaften des Glases, die Beschreibung der Blütezeit im 19. Jahrhundert sowie der Anfänge und des Niedergangs bis zur Schließung im Jahr 1980. Auch werden Aspekte des sozialen Lebens des Arbeitermilieus behandelt. Vom Auftaktraum, der historischen Hafenstube, gelangen die Besuchenden in die imposante Ofenhalle. Dort beeindruckt die historische Einrichtung und insbesondere der Siemens-Wannenofen mit 20 Tonnen erkalteten Glases. In der Ofenhalle findet sich auch ein Glasstudio, das den Gästen einen praktischen Einblick in die uralte Technik der manuellen Glasfertigung gewährt. Eine Glasmacherin arbeitet an einem modernen elektrisch befeuerten Studioofen. Neben dem Mitmachangebot „selbst Glas blasen“ finden sich im Museum in der Neuen Hütte auch verschiedene hands-on-Stationen, Filme und der Parcours einer Museumsrallye. Die Abteilung „Burger-Ausstellung“ widmet sich in der historischen Dampfschleiferei Leben und Werk von Reinhold Burger (1866-1954). Der gebürtige Glashütter ist der Erfinder der Thermosflasche und auch ein Pionier der Röntgentechnologie. Die „Burger-Ausstellung“ gewährt somit Einblicke in die Beziehungsgeschichte zwischen Glas und technischem Fortschritt und hat mit einer Vakuumpumpe vor dem historischen Aggregat auch eine museumspädagogische Versuchsstation. Das Museum Baruther Glashütte zeigt regelmäßig Sonderausstellung zu Themen der Geschichte des Glases und der allgemeinen Kulturgeschichte. Das Museum ist Mit-Initiator einer Initiative, die erfolgreich der manuellen Glasfertigung von mundgeblasenem Hohl- und Flachglas den Unesco-Status des Immateriellen Kulturerbes verschafft hat. Das Museum verfügt über eine Sammlung zur Sozial-, Technik- und Kunstgeschichte des Glases. Trink- und andere Gläser von der Antike bis zur heutigen Studioglasbewegung bilden einen Teil der etwa 5000 Objekte umfassenden Sammlung. Wesentlicher Bestandteil der Sammlung sind Werkzeuge der Glasherstellung, insbesondere solche zur Fertigung von „Großzeug“ und Beleuchtungsglas. Entsprechend gewichtig ist auch die Sammlung von Lampenschirmen. Weiterhin verwahrt das Museum einen Bestand von Briefbeschwerern und von Jasper-Ware. Die historische Überlieferung der Baruther Glashütte findet sich auch dokumentiert in einem Betriebsarchiv das ca. 50 laufende Meter umfasst mit Akten vom 19. Jahrhundert und einem Schwerpunkt der „VEB-Zeit“. Link für die Online-Ausstellug unserer aktuellen Sonderausstellung: https://ex.musdig.org/Werksiedlungen

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